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Rein ins Abenteuer

Neues Jahr, neues Glück. Alte Ideen? Ach egal. Auch Altes kann neu erfunden werden. Das habe ich doch schon des Öfteren bewiesen. Nicht nur durch meine äußere Veränderung. 

Klar, wird jetzt so manche(r) sagen: "Niemand muss das Rad neu erfinden."

Nein, müssen wir nicht - können wir aber.

Es gibt immer wieder neue Wege, innovative Ideen und Möglichkeiten, Altbewährtes neu umzusetzen.

Immer haben wir die Wahl.

Bei mir ist seit Wochen/Monaten Ausmisten, Umräumen, Sortieren, Verschenken, Verkaufen, Loslassen, Ordnung schaffen angesagt. Ich fege durch das ganze Haus. Unten begonnen, ziehen sich meine Spuren durch alle Räume. 

Durchforstet habe ich Geschirr, Kleidung, Blumentöpfe, Bücher - ja, viele Bücher, Christbaumschmuck, Baby- und Kinderkleidung, Skiwäsche, sportliche Untersätze (wie Inlineskates und Eislaufschuhe), Aktenkram, (Versicherungs-)Verträge, Bettwäsche, Osterschmuck, Dekoartikel, Bastelsachen und weiß Gott noch einiges mehr.

Vieles hat sich schon gelichtet, doch fertig bin ich noch lange nicht.

Kästen dürfen Plätze wechseln und einige Möbelstücke, Bilder, kleine Regale und Blumen bekommen die Chance, sich mit mir anzufreunden und hier einzuziehen.

Mein Loslassen beschränkt sich klarer weise nicht nur auf Materielles. Oh nein!

Geisteshaltungen, Einstellungen, Verhaltensmuster, blockierende Ängste oder sonstige Panikprogramme, die in mir schlummern, haben die Gelegenheit wahrgenommen, sichtbar zu werden und sich zu verabschieden. 

Beziehungen werden neu geknüpft oder endgültig verabschiedet. Worte fließen (wieder) frei aus mir heraus.

Gedichte warten in mir geduldig auf Erweckung und manch Seele möchte von mir begleitet werden.

Menschen, von denen ich es nie erwartet hätte, melden sich bei mir. Wollen sich mit mir treffen oder zumindest telefonieren. 

Kundschaften, die ich mittlerweile nun doch auch schon eine Weile von der Arbeit im Imkergeschäft kenne, lerne ich plötzlich von ganz anderen Seiten kennen. 

Seit ein paar Wochen habe ich das Gefühl, als wäre ich aus einem Ei geschlüpft. Die Schale, die doch schon längst nicht mehr gepasst hat und hinten und vorne viel zu eng war, ist aufgebrochen und ich schnuppere voll Begeisterung die frische Luft.

Die Luft des Lebens, den Duft der Welt. Den Atem meines Seins.

Wie herrlich sich diese Befreiung anfühlt!

Ich habe nicht das Gefühl, bewusst Fortschritt gemacht zu haben. Bin ich nachgereift? 

Oder bin ich eher zurück gekehrt? 

Für mich fühlt es sich nämlich tatsächlich so an, als würde ich mich Schritt für Schritt in dieses Wesen zurück verwandeln, das ich schon immer war.

Noch bevor mein Verstandes-Wissen mich fast um den Verstand gebracht hat. Oder hat es das vielleicht sogar gemacht? Sehr zu meinem Vorteil. Herzlichen Dank dafür, lieber Verstand.

Wissen ist wichtig, das mag ich hier nicht abstreiten. Doch es kann uns auch behindern. Es kann uns massiv im Weg stehen. Nämlich immer dann, wenn wir dadurch verlernen, unserer Herzensstimme zu vertrauen. Diesen kleinen, leisen Gedanken, die in Form von Gefühlen zu uns kommen. Diese winzigen Wegweiser, die so leicht zu übersehen sind. Weil ein großer Richtungspfeil oder ein monströses Stopp-Schild uns die Sicht darauf verwehrt.

Durch meine Verwandlung im Außen habe ich mich im Innen endlich wieder mit mir verbunden. 

Hunderttausende von Schritten und mindestens genau so viele Momente des All-Ein-Seins mit mir Selbst haben mich von mir getrennt. 

Bisher 33 kg habe ich an Schwere aufgelöst und verabschiedet. Und das alles in nur einem einzigen Jahr. Ich bin stolz auf mich.

Ja, das sage ich hier in aller größter Selbstachtung, denn ich weiß, was es heißt, unnötiges Gewicht mit sich herum zu schleppen, wo jedes einzelne Kilo für ein Verleugnen meiner Selbst stand. 

Unter dem Panzer des (Körper)Fettes hat viel Platz. Stauraum ohne Ende sozusagen. Da wird so einiges unbedacht reingestopft. Nicht nur an Essen. Oh nein. Darum allein geht es in den aller seltensten Fällen. 

Selbstbetrug in seiner besten Form.

Ja, es ist/war harte Arbeit. Mein Körper, du mein guter Freund, warst wieder einmal Anstoß zur Veränderung. Auf dich ist Verlass. 

Du zeigtest mir schon immer, wo es lang geht, wenn ich meine Seelensprache nicht verstand. Für deine Übersetzungsdienste belohne ich dich mit einem zu mir stehen voller Liebe und einem Gehen für mich. Ob nun tatsächlich in der Natur oder symbolisch ausgedrückt.

Ein bewegter Geist braucht einen bewegten Körper. Keine Ahnung, wer diesen schlauen Satz einmal gesagt hat. Aufgeschnappt habe ich ihn vor längerer Zeit in einem Facebook-Post einer Bekannten. Damals wusste ich noch nicht, wie wahr er für mein Leben werden sollte. 

Erst jetzt verstehe ich, wie wichtig es ist, sich auf das, was bereits da ist, zu konzentrieren und nicht darauf, was man haben/erreichen möchte. 

Jahrelang habe ich unzähliges Scheitern im Versuch, Körpergewicht zu verlieren, verkraften müssen. 

Erst ab dem Moment, in dem es mir gar nicht darum ging, abzunehmen, sondern ich in erster Linie den Gedanken hatte, endlich auf meinen Körper zu hören und ihm genau das an Bewegung und (Nicht)Essen zu geben, das ihm gut tut und ihn gesund erhält/macht, da purzelten die Kilos. 

Ich hoffe, dass ich diesen Kurs beibehalte. Doch nachdem ich inzwischen das Gefühl habe, mit meinem Geist "nur" die Mittlerin zwischen Körper und Seele zu sein, bin ich guter Dinge.

Durch tägliche Bewegung und gezielte Ausdauer ist es mir im Vorjahr mithilfe einer lieben Bekannten sogar gelungen, den Johannesweg zu gehen. Ich trage heute noch dieses belohnende Gefühl der Dankbarkeit in mir, es tatsächlich geschafft zu haben.

Wohin es mich heuer trägt, weiß ich noch nicht ganz genau.

Doch es wird auch diesmal wieder ein langer Weg, der ebenfalls wieder einen großen Schritt zu mir selbst bedeuten wird.

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