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Warum schreiben?

Warum schreibe ich?

Schreiben hilft, den eigenen Gefühlen Worte zu geben. Es braucht genaues Benennen, um etwas zu Papier bringen zu können.

Dies wiederum setzt voraus, sich überhaupt erst mit seinem Inneren auseinander zu setzen. Stimmungen ausdrücken, Klarheit finden, Gegenüberstellung von Widersprüchen, Vor- und Nachteile zusammenfassen oder einfach nur Beobachtungen aufschreiben, der Fantasie freien Lauf lassen und im Moment verweilen.

Oft mag auch Lustiges aus mir heraussprudeln, Verrücktes, scheinbar Unsinniges. 

Oder ich habe Lust auf ein Gedicht oder einen poetischen Text.

Vielleicht magst du auch deine Lebensgeschichte aufschreiben oder einen Roman verfassen?

Möglicherweise schlummert in dir ein Kinderbuch?

Was immer es auch ist - setz dich hin und fang an!

Das ist das Wichtigste!

Auch wenn es dir bedeutungslos erscheinen mag oder du das Gefühl hast, du müsstest erst Literatur studieren, um lesenswerte Texte verfassen zu können - schreib einfach los!

Jede(r), der in der Lage ist, ein "normales" Gespräch zu führen und körperlich fähig ist, die Tätigkeit des Schreibens auszuführen, kann auch seine Gedanken über einen Stift durch die Hand auf´s Papier fließen lassen.

Du musst kein literarisches Meisterwerk erschaffen! Du brauchst auch keinen Preis gewinnen oder dich gezwungen sehen, etwas zu veröffentlichen. 

Schreiben wirkt auch, wenn du es nur für dich ganz alleine machst.

Zum Beispiel "Tagebuchschreiben", "Morgenseiten", "Traumtagebücher", "Reisetagebücher", "Alltagsgeschichten".

Darüber hinaus kannst du auch festhalten, was dich kränkt, worüber du dich sorgst oder umgekehrt, was dich stärkt und dir Freude bereitet.

Schreiben in Gruppen bietet vielfältige Möglichkeiten zur Inspiration. Schon alleine das Kennenlernen neuer Leute kann anspornen, eigenes umzusetzen oder neue Ideen aufzuschnappen. 

Wenn es Gelegenheit gibt, Texte mit anderen zu teilen, kann das sehr lehrreich und bereichernd sein.

In meinen Gruppen darf alles gerne vorgelesen werden, es besteht aber keinerlei Verpflichtung, dies zu tun. 

Schreiben beinhaltet auch, dass nicht alles, was ich schreibe, unbedingt wahr sein muss. Lügen, Erfinden, Zusammenspinnen ist immer erlaubt.

Wenn Schreiben wirken soll, ist es für mich jedoch unabdingbar, die Dinge so darzulegen, wie ich sie als real empfinde. Ehrlichkeit mit mir selbst bringt oft tiefgreifende Veränderungen mit sich. Ehrlichkeit, die manchmal so schonungslos ist, dass sie schmerzt. Oftmals ergibt sich daraus sogar eine Enttäuschung, die tatsächlich das Ende einer bisherigen Täuschung darstellt. 

Damit ist der Weg zum tieferen Verständnis für sich selbst geöffnet.

Schreiben ordnet Gedanken. Es benennt Gefühle. Und führt somit auch in die Klarheit, die schlussendlich in die eigene Wahrheit und somit ins Urvertrauen führt.

Geschriebenes hat den Vorteil, dass ich meine Schritte verfolgen kann. Gesprochene Worte oder gedachte Gedanken sind flüchtig und jederzeit verwerflich. Buchstaben haben Bestand - und lassen sich doch auch jederzeit verwandeln. 

Gedanken bergen viele Geheimnisse und Unsicherheiten. Geschriebenes lässt erahnen, wer ich wirklich bin. Denn es steht schwarz auf weiß vor mir, wie mein Denken abläuft. Sichtweisen, Einstellungen und Muster lassen sich entlarven. 

Gedachtes kann ich jederzeit verwischen, verschleiern, verändern, bevor ich es ausspreche. Ist es jedoch erst einmal ausgesprochen, ist es im Gegensatz zu Geschriebenem unveränderlich. Vieles lässt sich nicht mehr "ausbessern" und schon gar nicht zurücknehmen. 

Geschriebenes lässt mir den Spielraum der Entscheidung, ob ich es mit anderen teilen mag oder nicht und schafft so einen Raum zwischen Gedachtem und Gesagtem. 

Während das Gespräch ein DU braucht, auf das es sich bezieht, reicht dem Schreiben ein ICH, das es reflektiert.

 

Beides ist wichtig und hat für mich enorm hohen Wert. Gerade in Zeiten wie diesen, wo Isolierung und Vereinsamung phasenweise erschreckend groß vor uns stehen, wünsche ich mir, mit Worten Brücken zu bauen. Gesprochen oder geschrieben - solange Worte im Sinne einer Verbindung von Mensch zu Mensch entstehen kommen sie aus dem Herzen und genau das brauchen wir so dringend, um genau die Welt zu erschaffen, von der so viele träumen. Eine Welt, in der wir uns wohlfühlen und in der alle Menschen das Recht auf Individualität haben, um daraus ein schwingendes Zusammenspiel des Kollektivs entstehen zu lassen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Elisabeth (Dienstag, 06 Juli 2021 22:13)

    Genauso ist es! ❤️

  • #2

    Elke (Montag, 26 Juli 2021 22:03)

    Wer schreibt, der bleibt!