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Sonntags am Sonntagberg

Wenn ich ganz ehrlich bin, war ich schon sehr lange Zeit in keiner Kirche mehr. 

Besser gesagt, ich habe schon seit ewigen Zeiten keine Messe mehr besucht. In Kirchen gehe ich vorwiegend, wenn ich dort allein sein kann. Denn dann kann ich die dort vorherrschende Stille in mir aufnehmen und die Essenz des Göttlichen spüren.

Kirchenräume haben etwas Großes, Erhabenes, das Menschen ehrfürchtig staunen lässt. 

Menschen sollen dadurch wohl einen Begriff davon bekommen, wie klein sie doch in Anbetracht des großen, allmächtigen Gottes sind. 

Was ich mich allerdings manchmal frage: Ist das denn tatsächlich der Fall, dass wir in Kirchen wahrlich zu Gott aufblicken? Oder lassen wir uns eher vom Prunk und der Bauweise beeindrucken bzw. einschüchtern?

Ja, Kirchen haben etwas Heiliges. Das lässt sich keinesfalls leugnen. Allein schon deswegen, weil die Menschen, die sich dort treffen, um zu beten, alle den Blick auf dasselbe richten. Die meisten davon sind schließlich Leute, die aus innerer Überzeugung heraus an Gott glauben und deshalb dort gemeinsam das Gebet zelebrieren. 

Diese Energie des gemeinschaftlichen Bekennens zu Gott ist in Kirchen gut wahrzunehmen. 

Doch für mich persönlich ist es auch immer interessant, die Schwingungen außerhalb des Kirchengebäudes wahrzunehmen. Hin und wieder fällt mir auf, dass das "Außen" mit dem "Innen" nicht zusammenpasst. 

Das kann jetzt gerne durchaus auf das Bauwerk als auch auf den Menschen bezogen werden. 

Wie oft passiert es, dass wir vorgeben, etwas zu sein, was wir in Wahrheit nicht sind?

Wie oft passen wir uns an? Verstellen uns? 

Sagen ja, obwohl wir es nicht fühlen?

Leben nicht unsere wahre Essenz?

 

In der Natur empfinde ich diese Weite, die mich auf unerklärliche Weise an meinen Seelenplan erinnert. Sie lässt mich meine Essenz spüren und fordert weder Verbiegen, Täuschung, Illusion oder Selbstbetrug. Sie fördert das Vertrauen, dass ich getragen, geborgen und beschützt bin.

Mit jedem Schritt, den ich gehe, wird mir bewusster, welche Grenzen wir uns durch unser eigenes Denken, durch unsere Vorstellungen, wie wir meinen, sein zu müssen, selbst auferlegen. 

Mit jedem Schritt fällt etwas von diesen alten Mustern und etwas in mir weitet sich. 

Ich atme Freiheit. Ich atme Größe. Ich atme Gott.

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Kommentare: 1
  • #1

    Elke Haberfellner (Dienstag, 11 Mai 2021 08:42)

    Ich besuche auch hin und wieder Kirchen, um ihre Erhabenheit zu spüren und ihre Schönheit zu bewundern. Gott erschließt sich mir immer und überall, dazu brauche ich keinen abgeschlossenen Raum.